Dieser Roman handelt von etwas noch Sensationellerem als der “Da Vinci Code”, und spricht dabei das Herz jedes Lesers tief an.

Meine Frau liest das Buch gerne im Bett vor dem Einschlafen. Ich konnte es kaum erwarten, bis sie es ausgelesen hatte. Also nahm ich es mit zur Arbeit und gab es ihr am Abend zurück. Mit ihrem leinenen Lesezeichen und meinem papierenen markierten wir, bis wohin wir beim Lesen gelangt waren. Jedoch, nachdem ich einmal mit dem Lesen angefangen hatte, las ich es ohne aufzuhören bis ans Ende. Sein Thema hinderte mich daran, es in Muße zu lesen.

“Tränen Jesu” von Peter Chavier (Art Village Publisher) ist unterhaltsam und romantisch. Der römische Papst und die Kardinäle, die darin vorkommen, sind alle fiktiv. Doch ereignen sich Phänomene ähnlich dem Kreuzphobiesyndrom tatsächlich in vielen Teilen der Welt.

Es trifft immer fromme Christen. Plötzlich überfällt sie Übelkeit oder ein Gefühl der Aversion, wenn sie ein Kreuz sehen. In einigen extremen Fällen wird das Kreuz sogar verbrannt oder zerstört.

Gemeinsam ist allen diesen Menschen, dass sie nur das Kreuz ablehnen, aber nicht Jesus. Vielmehr lieben sie Jesus tief, empfinden mit seiner Trauer mit, und es scheint, dass gerade dies sie für ein solches Syndrom anfällig macht.

Warum also lehnen sie das Kreuz ab?

Die christlichen Kirchen – katholisch oder protestantisch – haben ihre Evangelisation auf folgende Lehre gegründet:

Jesus wurde aus eigenem Willen gekreuzigt, um die Menschen von der Sünde zu erlösen.

Mit anderen Worten: Jesus kam auf die Erde, um gekreuzigt zu werden.

Wir sind also von unseren Sünden erlöst durch den Glauben an Jesus, den Gekreuzigten.

Die vom Kreuzphobiesyndrom Befallenen haben jedoch eine Aversion gegen die oben geschilderte Lehre. Sie haben manchmal Visionen von Jesus, oder erleben die Gefühle Jesu in ihren Gebeten, und schließen daraus, dass Jesus gegen seinen Willen gekreuzigt wurde. Also sollte das Kreuz nicht als etwas Schönes betrachtet werden.

Beim Lesen dieses Buches hatte ich das Gefühl, dass es genau darüber spricht, woran ich selbst immer dachte, seit ich Christ geworden war. Meine Meinung war immer, dass das Kreuz nicht das war, was Jesus wollte, und dass er es gegen seinen Willen auf sich nehmen musste. Niemand lehrte mich das, sondern ich glaubte es so und sprach darüber bei verschiedenen Gelegenheiten, wie beispielsweise bei den Chorproben zur Passionsmusik. Kürzlich erwähnte ich es bei meinem Vortrag über die “Die Musik der Johannespassion”.

Dieses Buch sagt, dass die Kirche diesen Gedanke für häretisch hält. Und das erscheint einem nach dem Schilderungen dieses Buches für selbstverständlich – wird einem doch nach dem Leben getrachtet, oder die Inquisition ist hinter einem her, und man soll verbrannt werden. Natürlich hat die heutige Kirche nicht mehr die weltlichen Gesetze hinter sich, die ihr ein solches Vorgehen erlaubt hätten, aber falls die Leiter meiner Kirche meine Website gelesen hätten und sie als anstößig empfunden hätten, könnten sie von mir eine schriftliche Distanzierung verlangt haben.

Ich liebe Jesus als Menschen. Ich gehe nicht in die Kirche und bin kein sehr praktizierender Christ, aber ich liebe Jesus. Eigentlich habe ich immer nur auf Jesus geschaut und bin ihm gefolgt.

Was liebe ich an Jesus? Ich liebe die Art, wie er lebte. Er war aufrichtig und kompromittierte sich niemals. Er war nicht auf seine eigenen Interessen aus und wünschte den anderen Glück. Er ist voll Leben und immer auf der Seite der Bedrückten. Auf der anderen Seite geht er mitten unter seine Feinde, um ihnen die Wahrheit zu sagen, obwohl er weiß, wie gefährlich das sein kann. Er ist wirklich ein vollkommer Mensch. Ich wollte immer wie er sein.

Wenn ich direkt auf Jesus schaue, kann ich sein Herz spüren, besonders seine Trauer und sein Bedauern. Ich kann seine verzweifelten Gebete in Getsemani spüren, und wie enttäuscht er über seine schlafenden Jünger war. Ich höre, wie er ausrief: “Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?”

Ich sage nicht, dass der heilige Paulus und die frühen Christen falsch lagen, als sie das Kreuzsymbol etabliert haben. Aber mit der Vorstellung, dass man durch den Glauben daran gerettet werden kann, dass Jesus einzig und allein auf die Erde kam, um gekreuzigt zu werden, und er dadurch unsere Sünden wegnahm, kann ich mich nicht identifizieren. “Glaubst du das? Du glaubst es! Ich gratuliere dir! Jetzt bist du gerettet! Ich erlaube dir jetzt, in den Himmel zu kommen. Du kannst leben, wie du willst und kommst in den Himmel. Du brauchst nur an Jesus zu glauben, mehr nicht. So einfach ist das. Es gibt keine bessere Religion ist diese.” Wenn ich an das Herz Jesu denke, kann ich solchen Gedanken nicht zustimmen.

In dieser Hinsicht ist die diesem Buches zugrunde liegende Idee nichts wirklich Neues für mich. Im Internet fand ich gestern den Ausspruch: “Das Kreuz ist ein negatives Welterbe.” Ich mochte diesen Satz und verwendete ihn für meinen Vortrag. Menschen, die so denken, werden in diesem Roman fast gelyncht. Die traditionelle Lehre scheint doch fester etabliert und schwieriger zu durchbrechen zu sein, als mir lieb ist.

Aus dem Buch etwas Allgemeingültiges abzuleiten, ist schwierig. Falls Sie dieses Thema interessiert, lesen Sie es doch einfach einmal.